Das geht aus einer Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung hervor. Die Wissenschaftler werteten Bevölkerungsdaten und wirtschaftliche Kennzahlen für alle Gemeinden in Deutschland aus.
Unter den Großstädten verzeichneten Münster (plus 8,9 Prozent), Frankfurt/Main (7,6 Prozent), Darmstadt (7,3 Prozent) und München (7 Prozent) von 2008 bis 2013 den größten Zuwachs. Leipzig (plus 7,0 Prozent), Potsdam (6,3 Prozent) und Dresden (5,8 Prozent) iin den neuen Bundesländern gehören ebenfalls zu den Top Ten. Nur wenige deutsche Großstädte haben in dem untersuchten Zeitraum Bevölkerung verloren. Verlierer sind vor allem im Ruhrgebiet zu finden. Unabhängig davon ist noch die Arztdichte, allerdings ist die Arztmangel Diskussion kontrovers.
Unter den Städten mittlerer Größe (20000 bis 100000 Einwohner) ist der Anteil der schrumpfenden Kommunen deutlich größer. Starkes Wachstum verzeichneten vor allem Städte im Umland von Metropolen. Teltow bei Berlin (plus 14,9 Prozent), Remseck bei Stuttgart (8,8 Prozent) sowie Dachau (8,0 Prozent ), Olching (7,8 Prozent ) und Unterhaching bei München (7,7 Prozent) gehören zu den am schnellsten wachsenden Mittelstädten.
Ein hohes Minus wiesen Mittelstädte in den ehemaligen industriellen Zentren Ostdeutschlands auf. Die drei am stärksten schrumpfenden Kommunen Hoyerswerda (Sachsen), Bitterfeld-Wolfen (Sachsen-Anhalt) und Eisenhüttenstadt (Brandenburg) verloren im betrachteten Zeitraum zwischen 2008 und 2013 ein Zehntel ihrer jeweiligen Bevölkerung, so dass hier ein geplanter Praxisverkauf immer schieriger wird. Arztpraxis Neugründungen sollten daher vorwiegend in prosperierenden Gegenden erfolgen.
Vor allem die kleineren Gemeinden im ländlichen Raum sehen sich laut Studie mit einer Negativspirale konfrontiert. Dieser Trend wird verstärkt durch die Abwanderung von jungen Menschen in die Großstädte. Die Entwicklung verschärft den Fachkräftemangel, der bereits heute in vielen Regionen spürbar ist. Die Metropolen haben eine enorme Sogwirkung. Wissens- und wertschöpfungsintensive Branchen sind dort konzentriert und haben Vorteile im Wettbewerb um Fachkräfte, die strukturschwachen Regionen laufen Gefahr, wirtschaftlich weiter zurückzufallen.
So stieg die Bevölkerung in Großstädten von 2008 bis 2013 um 2,8 Prozent, während sie in mittelgroßen und Kleinstädten zurückging. In Ostdeutschland noch deutlicher als im Westen. Schrumpfende Kommunen stünden besonders unter Druck, ihre soziale und technische Infrastruktur an die sich ändernde Nachfrage anzupassen. Das gilt vor allem für Klein- und Mittelstädte in den sehr dünn besiedelten Regionen.
Kleine Kommunen fernab großer Städte schrumpfen besonders stark, und zwar nicht nur im Osten. Den bundesweit größten Einwohnerschwund (12,8 Prozent) verzeichnete der Bezirk Osterheide am Südrand der Lüneburger Heide. Von dieser Entwicklung abkoppeln konnten sich nur einige Urlaubsorte, vor allem an der Küste. Auch Neustrelitz (Mecklenburg-Vorpommern) und Görlitz (Sachsen) konnten sich in einem ländlichen Umfeld gut behaupten. Regelrechte Rentnerkolonien wie in Florida gibt es hierzulande zwar noch nicht. Allerdings beobachte man eine leichte Steigerung bei der Zahl der älteren Menschen, die sich als Rentner für einen neuen Wohnort entscheiden.
Sehr mobil sind nach den Zahlen der Studie vor allem die Bevölkerungsgruppe der 18- bis unter 30-Jährigen. Sie ziehen für die Ausbildung und Karriere vornehmlich aus Kleinstädten und Landgemeinden in große Zentren und Universitätsstädte. Im Gegensatz zu früheren Zeiten kehren sie nach der abgeschlossenen Ausbildung deutlich seltener in ihre Heimatorte zurück.
Für die Ballungszentren haben steigende Bevölkerungszahlen allerdings auch Nachteile, so fehlt oft bezahlbarer Wohnraum. Stark steigende Zuwanderungszahlen werden daher auch zu einer erwarteten Wiederbelebung der ärztlichen Versorgung auf dem Land führen, was sich auf eine mögliche Praxisabgabe auswirken wird. In strukturschwachen Gebieten wird dagegen die Praxisübernahme noch leichter werden. Konkludierend werden Praxisübergaben in Gebieten mit sinkender Bevölkerungszahl schwerer, in Ballungsgebieten leichter.