Was ist die wichtigste Aufgabe in der ambulanten Versorgung? Der medizinischen Versorgung ein Gesicht zu geben, durch den Hausarzt bzw. den Allgemmediziner. Er muss eine tragfähige therapeutische Beziehung zum Patienten aufbauen, sein Vertrauen gewinnen, ihn beraten und führen.
Der Hausarzt als Lotse im Gesundheitssystem
Nur er kennt die Geschichte des Patienten, kann seine Beschwerden deuten und gewichten. Der Hausarzt muss daher ein guter klinischer Diagnostiker, gleichzeitig aber mehr als nur ein naturwissenschaftlich ausgebildeter Mediziner sein. Er muss im Einzelfall unterscheiden können zwischen Patienten, die krank sind und solchen, die sich krank fühlen.
Er muss sehr gut über seine Möglichkeiten und ihre Grenzen Bescheid wissen, denn er hält die Fäden in der Hand. Er entscheidet über die Durchführung diagnostischer Maßnahmen sowie die Notwendigkeit einer angemessenen weiteren Behandlung eines Patienten und durch wen diese Behandlung erfolgen soll.
Mehr Wissenschaft für eine bessere Allgemeinmedizin
Die ambulante Versorgung zieht vor allem in Deutschland nur eine sehr geringe wissenschaftliche Aufmerksamkeit auf sich, was angesichts ihrer Bedeutung nicht akzeptabel ist. Zu fordern ist zum einen eine effektive Versorgungsforschung, die untersucht, wie und in welchem Umfang die immer rascher gewonnenen medizinischen Erkenntnisse in der Praxis auch umgesetzt werden können bzw. welche Hindernisse einer solchen Umsetzung im Wege stehen.
Stärkung des Faches Allgemeinmedizin
Zum anderen bedarf es wissenschaftlich orientierter Allgemeinmediziner zur Stärkung ihrer Disziplin. Denn die Forschung kann nur auf bislang unbearbeitete klinische Probleme stoßen, sofern diese aus der Allgemeinmedizin auch geäußert und zum Thema gemacht werden. Schließlich muss in der Ausbildung und Fortbildung viel umfassender als bisher das ärztliche Gespräch als soziale Grundkompetenz eines Arztes zum Thema werden.
Zentrum der ambulanten Versorgung
Das ärztliche Gespräch ist das Zentrum der ambulanten Versorgung schlechthin, ja bereits eine therapeutische Maßnahme, die die Technik der Anamneseerhebung zum Zweck der somatischen Diagnostik mit dem psychosomatisch orientierten ärztlichen Gespräch verbindet.
Motivation zur Praxisübernahme
Die Vermittlung dieser Fähigkeit, aber auch alle Aspekte der ethischen Beratung wie etwa im Hinblick auf Betreuung im Alter, Therapiebegrenzung in schwerer fortgeschrittener Krankheit usw. müssen stärker als bisher in den Fokus der medizinischen Lehre rücken. Nur so lässt sich die Allgemeinmedizin als spannendes Fach für angehende Ärzte darstellen und zukünftige Ärzte zu einem Praxiskauf motivieren.