Daten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zeigen, dass erstmals seit Jahren die Anzahl an niedergelassenen Hausärzten nicht mehr sinkt. Laut Bundesarztregister gab es zum Stichtag 31.12.23 insgesamt 51.389 Hausärzt:innen in Deutschland und damit 75 mehr als Ende 2022.
In der aktuellen Auszählung resultieren bei Einschluss der in Teilzeit arbeitenden Kolleg:innen insgesamt 60.178 Hausärzte. Damit ist die Anzahl hausärztlich tätiger Kolleg:innen erstmals wieder angestiegen. Insgesamt hat sich auch die Anzahl niedergelassener Ärzt:innenn vergrößert.
Am Erhebungsdatum 31.12.23 haben 187.441 Ärzt:innen beim Versorgungsauftrag gegenüber gesetzlich versicherter Patienten beigetragen. Allerdings liegt das Durchschnittsalter laut der Pressmitteilung der KBV bei 54,1 Jahren gegenüber 49,9 Jahren in 2022. Den höchsten Altersschnitt gibt es mit gut 58,6 Jahren bei Neurologen, bei Hausärzten liegt der Altersdurchschnitt bei 55,3 Jahren.
Was sich bereits an der Geschlechtsverteilung im Medizinstudium abzeichnete, spiegelt sich nun in der Praxis wider: Ertmals gab es mit 50,5 % auch mehr Hausärzt:innen als männliche Kollegen. Fachgebietsübergreifend bilden Ärztinnen sogar mit 51,5 Prozent die Mehrheit.
KBV plädiert für verbesserte Strukturen im niedergelassenen Bereich
Hausärztinnen und Hausärzte sollen nach Plänen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach mehr finanzielle Freiräume bekommen, um Wartezeiten und Engpässe für Patienten zu vermeiden. Er plane einen Gesetzentwurf, um die bisherigen Honorarobergrenzen aufzuheben, so der SPD-Politiker nach einem Spitzentreffen mit Ärztevertretern in Berlin.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat klargestellt, dass die langfristige Sicherung eines dichten Netzes von Hausarztpraxen in Frage steht. Insbesondere in ländlichen Gebieten und ärmeren Stadtteilen könnte es künftig schwierig werden, einen Hausarzt zu finden. Um diesem Trend entgegenzuwirken, wird ein Gesetz erarbeitet, das bessere Arbeitsbedingungen schaffen soll.
Eine der Maßnahmen sieht vor, dass für Hausärzte die Vergütungsobergrenzen, auch bekannt als Budgets, aufgehoben werden sollen. Zudem sollen in Regionen mit vielen sozial benachteiligten Menschen Gesundheitskioske eingerichtet werden. Diese sollen leicht zugängliche Beratungsstellen für Behandlung und Prävention bieten.
Abschaffung von Budget Obergrenzen für Hausärzte geplant
Das Gesetz sieht konkret vor, dass für Hausärzte Budgets mit Obergrenzen bei der Vergütung durch die Krankenkassen abgeschafft werden. Dadurch sollen alle erbrachten Leistungen in den Praxen vergütet werden, und der bürokratische Aufwand soll reduziert werden. Die Einführung von Honorarobergrenzen kann dazu führen, dass Ärzte bereits vor Ende des Monats ihr Behandlungsbudget erreicht haben und daher für weitere Patienten nicht mehr entlohnt werden.
Karl Lauterbach betont, dass das Ziel sei, die Hausarztpraxen weniger ökonomisch auszurichten. Es soll nicht mehr hauptsächlich darauf geachtet werden, wie oft ein Patient eingeladen werden muss, damit die Praxen das volle Honorar erhalten können. Dies soll dazu führen, dass weniger Patienten im Wartezimmer sind, sodass sich die Praxen auf diejenigen konzentrieren können, die medizinische Versorgung benötigen.
KBV-Chef Andreas Gassen betont, dass die Arztraxis vor Ort ein Faktor der sozialen Stabilität ist. Die Kritik an der Ambulanzversorgungspolitik sei verständlich. Wenn Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach darauf hinweist, dass die Stärkung der ambulanten Versorgung oberste Priorität hat, ist es entscheidend, die Rahmenbedingungen für die Praxen zu verbessern. Ein zu starrer Regelungsrahmen könnte kontraproduktiv sein.
Die niedergelassenen Haus- und Fachärzte leisten mit über einer Milliarde Patientenkontakten pro Jahr einen bedeutenden Beitrag zur Gesundheitsversorgung. Es sei wichtig, ihre Arbeit zu unterstützen und sicherzustellen, so dass sie die nötigen Ressourcen und Freiheiten haben, um ihre Patienten optimal zu betreuen.
Gefahr eines "Ausblutens" der ambulanten Versorgung
Das Risiko eines weiterern Rückgangs der hausärztlichgen Versorgung ist laut dem KBV Chef trotz der aktuellen Maßnahmen nicht gebannt. Die schlechten Rahmenbedingungen könnten es erschweren, junge Ärzt:innen für den Arztberuf zu gewinnen. Zu diesen ungünstigen Bedingungen zählen insbesondere eine übermäßige Bürokratie sowie eine unzureichende Digitalisierung, die die Effizienz der Praxen beeinträchtigt. Es sei daher von primärer Bedeutung, dass die Reformen darauf abzielen, diese Probleme anzugehen und die Attraktivität des Berufs für junge Ärzte und Ärztinnen zu steigern.
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