Denn viele Ärzte verdrängen bis kurz vor dem Ende der Berufskarriere das Problem der Praxisnachfolge und des Praxisverkauf, weil sie sich Zeit ihres Berufslebens hauptsächlich um Patienten gekümmert haben.
Probleme der langfristigen Finanzierung und der Einsatz des Praxisverkauferlöses für die Altersversorgung bleiben oftmals ungelöst und dem Grundsatz geopfert, alles werde sich schon von alleine regeln. Die Praxisabgabe ist jedoch eine wichtige Entscheidung, die oftmals einer kompetenten Hilfe und Beratung bedarf. Die Praxisbörse vermittelt auf Wunsch Experten, die die Praxisübergabe professionell begleiten. Vorteilhaft sind auch Seminarbesuche und Ärztefortbildungen zum Thema erfolgreiche Praxisübergabe.
Beim Praxisverkauf planen viele Ärzte zu kurzfristig und bereiten sich suboptimal auf die anstehende Praxisübergabe vor. Dabei empfiehlt sich die Nachfolgersuche einschließlich der Entscheidung, ob es eine Übergangskooperation mit dem Praxisnachfolger geben soll. Klärung aller rechtlichen Aspekte, steuerliche Obliegenheiten, Vorgaben der Bedarfsplanung, Reglement des Zulassungsausschuss werden zu oft ignoriert.
Dabei empfiehlt sich die kostenfreie Beratung durch einen erfahrenen Niederlassungsberater und Rückgriff auf die Expertise von Berufskollegen, die eine erfolgreiche Praxisübergabe bereits durchgeführt haben.
Weniger potentielle Käufer
Die Suche nach einem Praxiskäufer zur Praxisübernahme, der die Arztpraxis kaufen soll, ist heute schwerer als vor zehn oder fünfzehn Jahren, als noch ein Überschuss an Ärzten die Praxisübergabe erleichterte. Auch die geänderten Bedarfsplanungsrichtlinien verursachen einen unaufschiebbaren Handlungsbedarf beim Arztpraxis verkaufen. Die regionale Bedarfsplanung lenkt das Sicherstellungsinteresse der KV mehr auf die hausärztliche Versorgung, insbesondere auf dem Land, was die Praxisabgabe in Ballungsgebieten und Großstädten erschweren dürfte.
Welche Investitionen helfen können, die Aussichten auf einen erfolgreichen Praxisverkauf zu verbessern? Grundfalsch wäre es, in den letzten Jahren der Berufstätigkeit die Zügel schleifen zu lassen und erforderliche Investitionen zu unterlassen und dem Praxisnachfolger zu überlassen. Die Prosperität einer Arztpraxis muss auch für die Generation Y, also der nach 1980 geborenen Ärzte, erhalten bleiben. Die Prognosen bis zum Jahr 2020 lassen Konstellation erwarten, dass bis zum Ende der Dekade etwa 50.000 Arztpraxen verkauft werden.
Gleichzeitig geht die Zahl potentieller Praxiskäufer für eine erfolgreiche Praxisübernahme zurück. Nur noch jeder vierte Arzt lässt sich nieder oder plant eine Arztpraxis Neugründung. Nur wer eine rentable Arztpraxis führt und einen ausreichenden Patientenstamm vorweisen kann, wird die Arztpraxis zu einem guten Preis verkaufen können. Aus der Sicht des Praxisnachfolgers wird eine Praxis umso wertvoller sein, je sicherer die zu erwartenden Einnahmen sein werden.
Für die Einnahmeprognose hat unsere Arztbörse ienen speziellen Praxisrechner entwickelt, der in der Deatailansicht jedes Praxisinserates angezeigt wird. Spezialisierungen und Kooperationen mit anderen Ärzten und Berufsausübungsgemeinschaften werden absehbar vorteilhafter sein als das Fortführen einer Einzelpraxis.
Grundsatz
Die frühzeitige Suche mittels einer Praxisbörse verbessert die Wahlmöglichkeiten. Bereits fünf Jahre vor einer geplanten Praxisübergabe sollte die To-do-Liste abgearbeitet werden. Prinzipiell bestimmen Angebot und Nachfrage den Kaupreis der zu veräußernden Arztpraxis. Wichtig kann eine unbestechliche Bewertung der Arztpraxis im Rahmen eines Wertgutachtens sein, um Sicherheit über den Praxiswert für beide Seiten zu erlangen. Richtlinien über die betriebswirtschaftliche Bewertung einer Arztpraxis wurden vom Zentralinstitut der gesetzlichen Krankenkassen in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) erarbeitet.
Diese werden in regelmäßigen Abständen aktualisiert und auf die jeweilige Umsatz und Ertragslage ausgerichtet. Es lässt sich in größeren Praxisstrukturen eine bessere medizintechnische Geräteausstattung relativ leicht verwirklichen und günstiger finanzieren.
Anteile an einer Berufsausführungsgemeinschaft lassen sich zumeist besser verkaufen als eine große arbeitsintensive Einzelpraxis, da der Trend bei jungen Ärzten zu Teilzeitarbeit und Jobsharing Modellen geht. Auch eine gezielte und ausreichende Investition in die Geräte und Medizintechnik, sowie ein suffizientes Marketingskonzept kann sich im Wettbewerb um potentielle Praxisnachfolger positiv auswirken.
Nach Analyse der Landarztbörse lag der Praxiswert bei einer Einzelpraxisübernahme bei Internisten zuletzt durchschnittlich bei 135.000 Euro, bei Hausärzten bei 100.000 Euro und bei Gynäkologen bei 81.000 Euro (alte Bundesländer). Im den neuen Bundesländern unterscheiden sich die Zahlen. Fachärztliche Internisten erhalten hier durchschnittlich etwa 100.000 Euro, Gynäkologen circa 48.000 Euro und Hausärzte ungefähr 50.000 Euro nach der Praxisabgabe.
Trend zur Kooperation
Bei einer Einzelpraxis mit einem Bruttoumsatz in Höhe von 220.000 Euro pro Jahr belaufen sich die laufenden Praxiskosten durchschnittlich auf etwa 120000 Euro (50 prozent). Durchschnittlich 33 Prozent entfallen auf das Einkommen des Arztes, 24 Prozent sind Personalkosten, sieben Prozent entfallen auf Raumkosten, zwölf Prozent müssen für Steuern und Abgaben erwirtschaftet werden und etwa zehn Prozent entfallen auf Zinsen und Abschreibungen. 14 Prozent sind sonstige Kosten.
Der freiberuflich tätige Arzt hat in der Regel nur geringe Möglichkeiten, auf diese Kostenkategorien aktiv Einfluss zu nehmen und die Kostenquoten zu minimieren oder zu optimieren. In der Regel gelingt dies durch straffe Personalplanung, Rationalisierungsmaßnahmen und vermehrte Kooperationen mit ärztlichen Kollegen, beispielsweise in Berufsausübungsgemeinschaften.
In den letzten Jahren hat sich der Trend zur kooperativen ärztlichen Berufsausübung in fast allen ärztlichen Fachgruppen verstärkt. Nach der Existenzgründungsanalyse des Zentralinstituts der Krankenkassen hat sich inzwischen fast jeder zweite Arzt für eine Berufsausübung in einer ärztlichen Kooperation entschieden (49,4 Prozent). Im Westen betrug der Anteil im Jahr 2015 bereits 53,2 Prozent, in den neuen Bundesländern dagegen nurt 30 Prozent.
Dies trifft vor allem auf die jüngere Generation zu. In den alten Bundesländern haben sich 56,9 Prozent der Ärzte bis zu 40 Jahren in einer kooperativen Praxisform niedergelassen. Dies sind 12,8 Prozentpunkte mehr als in der Gruppe der 45-jährigen und älteren Ärzte. In den neuen Ländern sind folgende Anteile festzustellen, hier entschieden sich 31,7 Prozent der Ärzte bis 40 Jahre für die Kooperation, bei der älteren Generation waren es 25,7 Prozent.
Niedriges Zinsniveau
Wichtig beim Arztpraxis verkaufen ist auch die Beurteilung des Zinsniveaus und der Investitionsfinanzierung. Das weiterhin sehr günstige Zinsniveau und positive Honoraraussichten schaffen zurzeit eine besonders gute Ausgangslage für Investitionen und für langfristige Finanzierungen. Die Einbindung zinssubventionierter öffentlicher Fördermittel und den Einsatz von Investitionszuschüssen ist ebenfalls im Rahmen der Praxisübergabe zu bedenken. Öffentliche Fördergelder für die Arztpraxis auf dem Land sind attraktiv. Als Partner für die Existenzgründer kommt zum Beispiel die KfW Mittelstandsbank in Frage. Sie fördertÄrzte als Existenzgründer bei der Praxisübernhame und bei der Arztpraxis Neugründung.