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Neun Prozent aller Arztsitze gefährdet

Ärztemangel in Deutschland

Deutschland sieht sich 2025 mit einem wachsenden Ärztemangel konfrontiert – sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich. In der niedergelassenen Versorgung sind über 4.800 Hausarztsitze unbesetzt, hinzu kommen Hunderte offene Plätze in der Kinder- und Jugendmedizin sowie Engpässe bei Augen-, HNO- und Hautfachärzt:innen. Besonders ländliche und ostdeutsche Regionen (z. B. Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg) verzeichnen die größten Unterversorgungen, aber auch hochverdichtete Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg kämpfen mit hunderten unbesetzten Arztsitzen.

Neun Prozent aller Arztsitze gefährdet
In Kliniken steigt die Gesamtzahl der Beschäftigten, doch wächst gleichzeitig der Anteil der Teilzeitkräfte. Die faktische Vollzeitkapazität pro 100 Ärzt:innen hat sich seit 1991 nur marginal erhöht. Operative Fächer (Chirurgie, Anästhesie) und die Kinder- und Jugendmedizin sind hier besonders gefährdet. An den Kliniken ist die Personaldecke angespannt. Zwar stieg die Zahl der im Krankenhaus tätigen Ärzte 2023 auf rund 221.936 (gegenüber 143.838 im Jahr 2002), doch arbeiten immer mehr von ihnen nur teilzeit- oder geringfügig.

Gerade angesichts des steigenden Versorgungsbedarfs einer alternden Gesellschaft sind diese Zahlen alarmierend. Außerdem nehmen die ambulanten Behandlungsmöglichkeiten stetig zu. Wird die heutige Versorgungsstruktur reduziert, können vermeidbare Krankenhausbehandlungen wieder zunehmen.


Ärztemangel in der ambulanten Versorgung

In der ambulanten (niedergelassenen) Versorgung nimmt der Ärztemangel deutliche Formen an. Laut KBV waren 2024 zwar 189.551 Ärzte und Psychotherapeut:innen aktiv - so viele wie nie zuvor - doch viele Arztpraxen finden keinen Praxisnachfolger mehr. Vor allem die primärärztlichen Sitze sind offen: Mehr als 4.800 Hausarztsitze sind derzeit unbesetzt. Damit fehlen rein quantitativ Tausende Hausärzt:innen in der Versorgung. Der Ärztemangel wird zusätzlich dadurch verstärkt, dass immer mehr Ärzt:innen in Teilzeit oder Anstellung arbeiten und aufgrund wachsender Bürokratie  weniger Arbeitszeit für Patient:innen zur Verfügung steht.
Besonders akut ist der Mangel in der Allgemeinmedizin (Hausärzte): Hier fehlen laut KBV derzeit ca. 4.800 Arztsitze. In der Pädiatrie ist die Unterversorgung vielerorts ebenso kritisch. Zum Beispiel meldet die KV Mecklenburg-Vorpommern 12,5 unbesetzte Kinderarztsitze, in Niedersachsen werden etwa 22,5 Kinder- und Jugendärzt:innen gesucht. Auch in der Facharztrichtung Psychiatrie/Psychotherapie ist die Unterversorgung spürbar.
Ärztliche Unterversorgung auf dem Land
Bei den Fachärzt:innen der grundversorgenden Disziplinen dominieren Engpässe in Augenheilkunde, Hals-Nasen-Ohren und Dermatologie: So weist die KV Niedersachsen Bedarf an 4 Augen-, 8,5 HNO- und 14,5 Hautärzt:innen aus. In Mecklenburg-Vorpommern sind ebenfalls viele Augen- und Hautarztpraxen vakant. Daneben werden in einzelnen Regionen zunehmend auch Internisten, Neurologen und Orthopäden gesucht.


Regionale Schwerpunkte bei der ärztlichen Unterversorgung

Auch in Nordrhein-Westfalen (KV Nordrhein) gibt es große Lücken: Etwa 519 Hausarztsitze sind hier aktuell unbesetzt. Die Arztdichte in der Region Nordrhein liegt mit rund 227,6 Ärzten pro 100.000 Einwohner unter dem Bundesdurchschnit. In zahlreichen Stadt- und Landkreisen (z.B. Heiligenhaus, Waldbröl, Xanten) gilt die hausärztliche Versorgung bereits als drohend oder deutlich unterversorgt
Regionale ärztliche Unterversorgung
In Baden-Württemberg werden gemäß aktuellem Versorgungsbericht etwa 1.100 Arztsitze nicht nachbesetzt, davon rund 927 Hausarztsitze. Damit hat über jede achte Praxis keinen unmittelbaren Nachfolger. In Niedersachsen weist die KV knapp 549 freie Hausarztsitze aus (davon 81 Planungsbereiche noch offen). Zusätzlich sind dort 22,5 Kinder- und Jugendärzt:innen gesucht. In Bayern wird ebenfalls von hunderten offenen Sitzen ausgegangen: Eine Analyse schätzt aktuell 443 fehlende Hausärzte in Bayern.


Ärztemangel in der stationären Versorgung

Auch in Kliniken ist die Personaldecke angespannt. Zwar stieg die Zahl der im Krankenhaus tätigen Ärzte 2023 auf rund 221.936 (gegenüber 143.838 im Jahr 2002), doch arbeiten immer mehr von ihnen nur teilzeit- oder geringfügig. Im Jahr 2021 waren bereits 30,3% aller Krankenhausärzte teilzeitbeschäftigt (2013 waren es 20,2%). Entsprechend sinkt die faktische Behandlungszeit. Das Wissenschaftliche Gutachten „SVR Gesundheit & Pflege“ stellte fest, dass pro 100 Klinikärzte im Jahr 2022 etwa 120 Vollzeitäquivalente (VZA) zur Verfügung stehen - früher (1991) waren es nur 103 VZA per 100 Ärzt:innen.

Ärztemangel in der stationären Versorgung
Konkrete Zahlen für offene Krankenhausstellen sind schwer zu erheben, da viele Kliniken flexible Dienste, Teilzeitstellen und überregionale Ausgleichsmodelle nutzen.  Vor allem in operativen und rund-um-die-Uhr-Fächern gibt es großen Nachholbedarf. Chirurgen, Anästhesisten, Gynäkologen und Pädiater klagen über Nachwuchsprobleme. Die Folge sind Schließungen ganzer Stationen und Terminengpässe bei Facharztbehandlungen.
Insgesamt zeigt sich: Die Ärzteschaft altert, viele niedergelassene und klinisch tätige Kolleg:innen gehen in den kommenden Jahren in den Ruhestand. Zugleich kommen nicht genug junge Ärzt:innen nach. Die Folge ist ein quantitative und qualitative Mangel, der sich im ambulanten wie im stationären Bereich niederschlägt – insbesondere in ländlichen Gebieten, peripheren Versorgungszentren und bestimmten Fachgebieten. Ohne Gegenmaßnahmen (mehr Studienplätze, Förderung ländlicher Niederlassung, Entbürokratisierung) wird sich die ärztliche Unterversorgung weiter verschärfen.


Deutschland mit wachsendem Ärztemangel konfrontiert

Deutschland sieht sich 2025 mit einem wachsenden Ärztemangel konfrontiert – sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich. In der niedergelassenen Versorgung sind über 4.800 Hausarztsitze unbesetzt, hinzu kommen Hunderte offene Plätze in der Kinder- und Jugendmedizin sowie Engpässe bei Augen-, HNO- und Hautfachärzt:innen. 
Besonders ländliche und ostdeutsche Regionen verzeichnen die größten Unterversorgungen, aber auch hochverdichtete Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg kämpfen mit hunderten unbesetzten Arztsitzen. In Kliniken steigt die Gesamtzahl der Beschäftigten, doch wächst gleichzeitig der Anteil der Teilzeitkräfte; die faktische Vollzeitkapazität pro 100 Ärzt:innen hat sich seit 1991 nur marginal erhöht. 
Wachsender Ärztemangel

Fazit: Drohende ärztliche Unterversorgung in Deutschland
Der Ärztemangel in Deutschland ist kein vorübergehendes Phänomen, sondern strukturell verankert: Dem altersbedingten Ausscheiden erfahrener Kolleg:innen steht nicht ausreichend medizinischer Nachwuchs gegenüber. Die Unterversorgung in Hausarztpraxen sowie in Schlüsselgebieten der Fachmedizin gefährdet die flächendeckende Gesundheitsversorgung, insbesondere außerhalb der Ballungsräume. Um die Lage zu stabilisieren, sind verbindliche Maßnahmen nötig – etwa mehr Studienplätze, gezielte Niederlassungsanreize für ländliche Regionen und Entbürokratisierung in Praxen und Kliniken. Nur so lässt sich langfristig eine gleichmäßige und hochwertige medizinische Versorgung in ganz Deutschland sichern.

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Dr. Cem Meric
09.01.2025

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