Die Überalterung der niedergelassenen Ärzte nimmt weiter zu, so dass eine Welle von Praxisschließungen auf Deutschland zurollt. Für viele junge Praxisnachfolger kommt die Praxisübernahme mit den einhergehenden Reglementierungen und einer überbordenden Bürokratie nicht in Frage. Doch wie einen passenden Praxisnachfolger finden?
Angst vor zu viel Arbeit
Junge Ärzte und Ärztinnen stehen vor der Wahl: Karriere in der Klinik mit Überstunden und hoher Arbeitsbelastung oder doch die ärztliche Niederlassung mit nicht weniger Aufwand? Viele potenzielle Praxisnachfolger wollen den Mittelweg gehen und damit eine ausgegelichene Work-Life Balance bei hohen Verdienstmöglichkeiten erreichen.
Der Trend geht damit zu einer Anstellung in einer Arztpraxis. Daraus resultiert, dass der Mangel an jungen Praxisnachfolgern weiter zunehmen wird. Ausreichende Ärztestellen für die Anstellung in einer möglichst zentrumsnahen Arztpraxis im Speckgürtel einer Großstadt werden daher die Gewinner bei der Suche nach einer Praxisnachfolge im Jahr 2019 sein.
Die ambulante Versorgung wird weiblicher
Dabei gewinnen Praxisketten an Attraktivität und ziehen weiter junge Ärzte an, denn sie bieten zahlreiche Vorteile. Inzwischen sind zwei Drittel aller Medizinstudenten Frauen, die Familie und die Praxisübernahme nicht mehr gleichzeitig schultern wollen. Vorteile bei Anstellung in der Arztpraxis, vor allem in einer überregionalen Praxiskette, MVZ oder anderen Praxiskooperationen. Bereits 1450 Ärzte und Ärztinnen sind nach Auskunft der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) in einem der 2500 MVZs in Deutschland angestellt, Tendenz steigend.
Veränderte Lebensrealitäten vor allem junger Ärztinnen:
- Geregeltes ärztliches Einkommen ohne wirtschaftliches Risiko
- Arbeiten im Team
- Austausch mit anderen Fachgebieten am Praxisstandort
- Teilzeit Möglichkeit
- Geregelte Wochenenddienste
- Strukturierte und übersichtliche Überstunden
- Wenig Bürokratie durch Praxismanagement Outsourcing
- Vereinfachter Wechsel des Arbeitsplatzes innerhalb des Praxisnetzwerkes
Vertrauter lebenslanger Begleiter der Patienten von Kindes- bis zum Greisenalter? Tag und Nacht abrufbar für Hausbesuche? Überstunden für kassenärztliche Bürokratie? Dazu sind junge Ärzte nicht mehr bereit.
Landarztbörsen Prognose für 2019
Die Prognose der Landarztbörse für 2019 lautet daher, dass sich die Zahl der derzeit ca. 55.000 Hausärzte in Deutschland weiter reduzieren wird. Das durchschnittliche Alter der Hausärzte beträgt 55 Jahre und mehr. Der Mangel an Ärztenachwuchs wird vor allem auf dem Land dramatisch zunehmen und zahlreiche Praxisschließungen werden folgen.
Kassenärztliche Vereinigungen und Kommunen wissen nicht mehr, wie sie junge Ärzte aufs Land locken sollen. Politisch wird versucht, durch verschiedene Initiativen gegenzusteuern. Die Maßnahmen reichen von höheren Honoraren für Landärzte bis zur Verpflichtung nach erfolfreicher Studienplatzvergabe für mindestens 10 Jahre als Landarzt zu arbeiten.
Kommunen übernehmen Wohnungs- und Kitasuche für junge Praxisnachfolger und bieten Mietfreiheit bei einer Praxisüberahme an. Andere ländliche Regionen gründen kommunale Medizinische Versorgungszentren und fungieren somit als Arbeitgeber für angestellte Ärzte.
Offene Ärztestellen erfolgreich besetzen
Denn mit der Einführung der ärztlichen Gesellschaftsform MVZ im Jahr 2004 stehen neue Arbeitgeber für die Anstellung in der ambulanten Versorgung zur Verfügung. Bei der besetzung offener Ärztestellen konkureiern nun auch Krankenhäuser, die medizinische Versorgungszentren gründen, Rehaeinrichtungen und Altersheime. Sogar Physiotherapeuten und Apotheker dürfen Ärzte anstellen.
Nachdem fachfremde Investoren immer mehr MVZ eröffneten, schränkt das GKV-Versorgungsstrukturgesetz die Gründung von neuen MVZ deutlich ein. MVZs dürfen seit der GKV Gesetzesnovelle nur noch durch Vertragsärzte, Krankenhäuser und Dialyseeinrichtungen gegründet werden.
MVZ Gründung und Zusammenschluss zu Praxiskooperationen
Zur erfolgreichen Praxisabgabe in 2019 rät die Landarztbörse, dass sich vor allem Einzelpraxen auf dem Land zu regionalen und überregionalen Versorgungszentren zusammenschließen. Nur so lassen sich zukünftig junge Ärzte anlocken, die zunächst angestellt werden können. Aus dieser ärztlichen Anstellung erwäschst dann oftmals der Wunsch nach einer Praxisassoziation und Praxispartnerschaft.
Konkludierend werden Praxisnachfolger hauptsächlich in Großstädten, attraktiven Universitätsstädten und im Speckgürtel wirtschaftlich posperierender Zentren relativ einfach zu finden sein. Den ärztlichen Kollegen aud dem Land empfehlen wir, die einzelne Arztprax in ein MVZ einzugliedern, anstatt frustran nitunter jahrelang einen Praxisnachfolger aufzubauen, der dann kurz vor der Rente doch wieder abspringt.
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